Corporate Relocation: Ein Praxisleitfaden

International agierende Unternehmen brauchen Talente aus aller Welt wie auch entsendungswillige Beschäftigte, die für einige Jahre ins Ausland gehen. Relocation ist ein komplexer Prozess, der sorgfältig geplant sein will. Er erfordert strategische Durchführung und kontinuierliches Management.
Unser Leitfaden richtet sich an HR-Profis und an Führungskräfte. Er zeigt Ablauf und wesentliche Schritte einer erfolgreichen Relocation.

Globale Mobilität ist mehr als ein Umzug

Vor Beginn der Entsendung müssen strategische Fragen geklärt sein:
Was sind die Ziele eines globalen Mobilitätsprogramms?

  • Sollen Kompetenzlücken geschlossen werden?
  • Geht es um Entwicklung und Vertiefung internationaler Zusammenarbeit?
  • Ist das Ziel Expansion in neue Märkte?
  • Oder: eine Kombination aus allem?

Bei der Versetzung von Personen von A nach B gilt es, mehrere Aspekte zu beachten:

  • Die Beschäftigten brauchen Entfaltungsmöglichkeiten.
  • Gleichzeitig strebt das Unternehmen danach, strategische Ziele zu erreichen.
  • Wie kann die Anpassung an eine andere Kultur moderiert und ggf. emotionaler Stress für die Expatriates und ihre Familien gemildert werden?
  • Welche gesetzlichen Vorschriften sind zu beachten?

Die intelligente Verbindung all dieser Aspekte – die strategischen Ziele des Unternehmens und die Bedürfnisse der Beschäftigten – ist die Grundlage für eine erfolgreiche internationale Zusammenarbeit und für eine gelingende Relocation.

Mobilitätsstrategie im Allgemeinen und Logistik im Besonderen

Relocation im Einzelnen und globale Mobilitätsstrategie im großen Ganzen sind zwei verschiedene Dinge.

Die Relocation-Strategie umfasst:

  • Logistische Aspekte des Umzugs von Beschäftigten von A nach B
  • Gewährleistung des reibungslosen und effizienten Umzugs der Beschäftigten und ihrer Familien
  • Erforderliche Vorbereitungen: Marktanalyse in Bezug auf Logistikunternehmen, möglichen Wohnraum sowie Prüfung der grenzüberschreitenden Rechtslage

Werden alle diese Schritte gewissenhaft geprüft, vorbereitet und durchgeführt, steht einer erfolgreichen Integration Beschäftigter an neuen Standorten nichts mehr im Wege.

Die globale Mobilitätsstrategie umfasst:

  • Die Verschränkung der Entsendung von Beschäftigten und der globalen Talentmobilität insgesamt mit den übergeordneten Zielen des Unternehmens
  • Strategische Überlegungen zur Schließung von Kompetenzlücken (s.o.)
  • Kultivierung einer kulturell vielfältigen und weltgewandten Belegschaft, um langfristige Unternehmensziele voranzutreiben
  • Einbeziehung der beruflichen Entwicklung der Beschäftigten

Der Kern einer erfolgreichen globalen Mobilitätsstrategie ist die vorausschauende, intelligente Verknüpfung von Talentmanagement, Nachfolgeplanung, Projektabwicklung globaler Führungsentwicklung mit den übergeordneten Unternehmenszielen sowie die Behandlung von Mitarbeitermobilität als strategisches Asset, das zur Agilität, Vielfalt und Innovationskapazität einer Organisation beitragen kann.

Fazit: Die effektive Integration dieser beiden Strategien stellt sicher, dass globale Mobilitätsprogramme reibungslos funktionieren.

Ein Relocation-Programm für Ihr Unternehmen

Für ein erfolgreiches Relocation-Programm brauchen Sie eine klare und umfassende Umzugsrichtlinie, die Berechtigungskriterien, verfügbare Vorteile und mögliche Unterstützungsleistungen für die Beschäftigten enthält. Transparenz, Fairness und verbindliche Informationen zum Umzugsprozess selbst sind unverzichtbar, damit die Beschäftigten verstehen, was von ihnen erwartet wird und was sie erwarten können.

Die Komponenten des Umzugspakets:

  • Unterstützung bei der Wohnungssuche
  • Übernahme der Reisekosten
  • Sprachtraining
  • Einführung in die Kultur des Entsendelandes
  • Unterstützung für Ehepartner oder Partner sowie Schulbildung für Kinder

Eine weitere wichtige Komponente des Pakets ist die Auswahl geeigneter Dienstleister wie:

  • International tätige Umzugsunternehmen, die mit den Herausforderungen der Aufgabe vertraut sind und maßgeschneiderte Pakete schnüren können

sowie

  • Experten für den rechtlichen und steuerlichen Status von Expatriates im Entsendeland, die durch alle relevanten Prozesse führen und dabei unterstützen, Compliance-Risiken zu vermeiden.

Merke: Visa und Arbeitserlaubnis müssen rechtzeitig vorliegen und Arbeitsverträge im Einklang mit lokalen Gesetzen ausgefertigt sein.
Sorgen Sie dafür, dass alle Zuständigen in internationalen Compliance-Fragen stets auf dem Laufenden sind.

  • Recherchieren Sie gründlich und holen Sie Empfehlungen ein, wenn es um die Auswahl der passenden Dienstleister und Experten geht. Der Erfolg eines Umzugs wird aber nicht nur an reibungslosen Abläufen gemessen. Entscheidend sind die gelingende Anpassung, die Produktivität und nicht zuletzt das Wohlbefinden der Beschäftigten.
  • Unterstützen Sie die Beschäftigten bei den praktischen Vorbereitungen wie auch bei der Einstimmung auf die veränderte berufliche und kulturelle Situation. Unter Umständen kann ein Mentoren- oder Beratungsprogramm vor Ort hilfreich sein, die Integration zu erleichtern, emotionale Unterstützung zu gewähren, praktische Hinweise zu geben und die Anpassung an die veränderten Lebensumstände zu erleichtern.
  • Kommunizieren Sie während des gesamten Umzugsprozesses klar und verbindlich. Das gilt von der Ankündigung der Entsendung bis zum Follow-Up vor Ort. Und es gilt für alle am Prozess Beteiligten: die Beschäftigten selbst, das Management in der Zentrale wie auch im Entsendeland, die Teammitglieder und alle relevanten Abteilungen.
    Ein strukturierter Plan kann hilfreich sein, geeignete Kommunikations-Routinen einzurichten, die Updates ausgeben, für Fragen und Probleme zur Verfügung stehen und die ggf. regelmäßige Feedback-Sitzungen vorsehen.
  • Die Auswahl geeigneter Technologie erleichtert das Verfahren und kann sie insgesamt effizienter gestalten. Mit Software für das Umzugsmanagement lassen sich Umzüge verfolgen, Dokumente und Compliance-Anforderungen verwalten, und sie kann Beschäftigten Zugang zu Ressourcen und Unterstützungsdiensten bieten.
    Digitale Plattformen erleichtern Kommunikation und Zusammenarbeit aller Beteiligten, seien es externe Dienstleister oder interne Stakeholder.

Qualitätskontrolle und Evaluation

Eine gründliche Evaluation des Umzugs gewährleistet die Optimierung der Verfahren für zukünftige Fälle. An erster Stelle stehen hier das Feedback der Beschäftigten, die Bewertung ihrer Leistung am neuen Standort, die Integration in ihre neuen Rollen sowie die Messung der Kapitalrendite des Umzugsprogramms. Darüber hinaus ist es wichtig zu ermitteln, wie Aufgaben und Verantwortlichkeiten unter Teammitgliedern und Dienstleistern aufgeteilt wurden.
Die Sichtung der Vertragswerke, insbesondere in Bezug auf die Leistungsbeschreibung (Statement of Work, SOW) – d.i. Festlegung spezifischer Dienstleistungen, Zeitpläne und erwartete Lieferungen aller Beteiligten – wirft ein Licht auf die Zuverlässigkeit und Effektivität der Dienstleister und hilft, etwaige Diskrepanzen zwischen Erwartung und Erfüllung zu identifizieren – die Grundlage für zukünftige Vertragsverhandlungen.

Mit anderen Worten:
Ein wettbewerbsfähiges und effektives globales Mobilitätsprogramm braucht eine kontinuierliche Analyse der Aufgabenverteilung und der Einhaltung bestehender Verträge. Sie erleichtert nicht nur die Zukunftsplanung, sondern erhöht auch die Agilität sowie die Reaktionsfähigkeit des Unternehmens auf sich ändernde Bedürfnisse einer internationalen Belegschaft. Durch die Integration von Leistungsindikatoren (Key Performance Indicators, KPIs) und Dienstleistungsvereinbarungen (Service Level Agreements, SLAs) lässt sich jedes Umzugsprogramm optimieren.

KPIs sind quantifizierbare Maßstäbe für die objektive Bewertung Ihres Relocation-Programms – seiner Wirkung insgesamt wie auch für die Leistung der Dienstleister. Sie bieten die Möglichkeit, Erfolg zu messen, vereinbarte Leistungsstandards über einen gegebenen Zeitraum zu überprüfen und Defizite zu identifizieren.

Mögliche Indikatoren sind:

  • Mitarbeiterzufriedenheitsraten
  • Prozentsatz der rechtzeitig abgeschlossenen Umzüge
  • Kosten pro Umzug und Prozentsatz der erfolgreichen Integrationen in neue Rollen

Die Gewinnung konkreter objektiver Daten erleichtert die Entscheidung über die Fortsetzung oder Beendigung von Partnerschaften und ob ggf. neue Anbieter gesucht werden müssen.

SLAs sind formelle Dienstleistungsvereinbarungen zwischen Ihrer Organisation und Ihren Dienstleistern, die das erwartete Service-Niveau spezifizieren und die zu erfüllenden Leistungskriterien festlegen:

  • Standards für Servicequalität
  • Verfügbarkeit
  • Verantwortlichkeiten
  • Zeitpläne

Die Vorteile von SLAs liegen in der Festlegung klarer Erwartungen für beide Parteien und in der Reduktion von Missverständnissen. Sie stellen sicher, dass Einigkeit im Bezug auf die zu erbringenden Leistungen besteht.
Anbieter sind für Ihre Performance Rechenschaft schuldig und daher bestrebt, einmal erreichte Benchmarks zu halten oder zu übertreffen.
Sollte der Anbieter die vereinbarten Standards nicht erfüllen, bieten SLAs Instrumente, wie auftretende Probleme gelöst werden können.

Fazit:
KPIs und SLAs sind Werkzeuge zur Messung erbrachter Leistungen. Sie stellen sicher, dass Dienstleister ihre Aufgaben effizient erfüllen und Unternehmen und entsandte Beschäftigte zufrieden sind. Mit ihnen kann ein Unternehmen seine Umzugsrichtlinien verfeinern, Partnerschaften mit Anbietern verbessern und die Unterstützung für die Beschäftigten optimieren.

Blick nach vorn: Die Zukunft der Mitarbeitermobilität

Im zunehmend internationalen Geschäftsleben wird Mitarbeitermobilität für den Geschäftserfolg immer wichtiger. Um mit Trends wie Fern- und Hybrid-Setups Schritt zu halten, müssen HR-Profis in ihrer Relocation-Strategie flexibel, innovativ und vorausschauend sein.
Die Erfahrung lehrt, dass Relocation-Projekte komplex sind und hohe Anforderungen an alle Beteiligten stellen. Aber gut aufgesetzt, bieten sie die Chance, auf globaler Ebene die besten klugen Köpfe zu gewinnen.

Unser Leitfaden soll dabei die Schritte in die richtige Richtung weisen.

Autor: Daniel Zinner
International agierender HR-Experte, Entrepreneur and Kommunikationsberater. Seine Expertise umfasst umfassende Aspekte im Bereich HR wie Strategie, Digitalisierung sowie Transformationsstrategien.