Familienunternehmen: Interview mit Fabian Bernhard

Fabian Bernhard – Professor für Management und Family Business

Nach einem Studium in Betriebswirtschaftslehre an der Universität Mannheim und einem MBA an der University of Oregon arbeitete Fabian Bernhard zunächst einige Jahre bei einer internationalen Unternehmensberatung in New York. 2007 begann er einen PhD Studiengang an der European Business School und WHU Otto Beisheim School of Economics. Nach weiteren akademischen Stationen u.a. in Florida arbeitet Fabian an der EDHEC Business School als Professor in Paris. Sein Fokus liegt auf den sozialen, psychologischen und organisationsbedingten Besonderheiten im Management von Familienunternehmen.

F: Wie können wir uns deinen Arbeitsalltag als Professor für Management und Family Business vorstellen?

Ich beschäftige mich hauptsächlich mit drei Dingen: Forschung zu Fragen der Wirtschaftspsychologie und zu Familienunternehmen. Dabei interessiere ich mich besonders für emotionale Intelligenz und wie Emotionen unsere wirtschaftlichen Entscheidungen beeinflussen. Dann ist da noch die Lehre: Ich arbeite mit MBA Studenten und Managern in Weiterbildungskursen, um deren Führungsfähigkeiten zu verbessern. Und ich gebe Workshops, Seminare und mache Projekte mit Unternehmen und Organisationen.

„Wie man mit Mitarbeitern und Managern umgehen soll, die keine Familienmitglieder sind […]. Dann ganz klassisch Konflikte, denn Entscheidungen unterliegen nicht selten auch emotionalen Dynamiken in Familienunternehmen. Und schließlich bedarf es oft Lösungen, wer in der Führung nachrückt und wie die nächste Generation optimal auf die künftigen Rollen vorbereitet werden kann.“

F: Kannst Du dir vorstellen, Forschung & Lehre hinter dir zu lassen und in ein Unternehmen zu wechseln?

Ich bewege mich jetzt schon außerhalb der Hochschule. Ich arbeite sehr intensiv mit Unternehmen zusammen und das macht mir auch Spaß. So komme ich regelmäßig aus dem universitären Elfenbeinturm raus. Das inspiriert mich für meine anderen Tätigkeiten, zum Beispiel für Workshops in Unternehmen, meiner Arbeit in Aufsichtsräten, Projekten mit Kooperationspartnern und vielem mehr. Ich sitze beispielsweise im Vorstand des Family Firm Instituts. Da spannen wir bewusst den Bogen zwischen Theorie und Praxis.

F: Mit welchen Themen, die für große Konzerne vielleicht weniger relevant sind, beschäftigen sich Familienunternehmen?

Ich arbeite für Familienunternehmen in allen Größen – von klein oder mittelständisch bis hin zu großen Unternehmen mit konzernartigen Strukturen. Da geht es häufig um Fragen, wie Nachhaltigkeit über mehrere Generationen in der Firma implementiert werden kann. Wie man mit Mitarbeitern und Managern umgehen soll, die keine Familienmitglieder sind, ist auch ein gängiges Thema. Dann ganz klassisch Konflikte, denn Entscheidungen unterliegen nicht selten auch emotionalen Dynamiken in Familienunternehmen. Und schließlich bedarf es oft Lösungen, wer in der Führung nachrückt und wie die nächste Generation optimal auf die künftigen Rollen vorbereitet werden kann.

F: Welche Position würde Dich reizen und warum?

Ich bin interessiert an beiden Welten. Alles, was die Welt der Forschung mit der Praxis verbindet, finde ich spannend.

F: Ich durfte schon zweimal einen Kurs zum Thema internationales Recruiting bei Dir an der EDHEC in Paris halten. Was interessiert französische Studenten an einer Berliner Boutique Consulting Firma?

Für französische Studenten ist Berlin cool. Außerdem bist Du ein begabter Redner und fantastisch im Präsentieren. Das mögen die Studenten – insbesondere, wenn jemand aus der Praxis mit internationalen Erfahrungen spricht.

„[…] HR-Prozessberater arbeiten letztendlich ganz nah am Menschen. Deshalb finde ich Eigenschaften, die von jeder Person mit Führungsverantwortung erwartet werden, ganz essentiell.“

F: Wo siehst Du Human Resources in zehn Jahren?

HR wurde in der Vergangenheit oft stiefmütterlich behandelt. Ich denke, das wird sich ändern. Mit den Millennials, dem Trend zu Startup-Entrepreneurship, der Digitalisierung und dem „War for Talent“ geht eine höhere Wertschätzung des Humankapitals einher. Deshalb wird auch dem HR-Bereich in Zukunft mehr Wichtigkeit beigemessen werden.

F: Welche Eigenschaften sollten HR-Prozessberater haben?

Der Begriff „HR-Prozessberater“ klingt erst einmal recht technokratisch. Aber HR-Prozess Berater arbeiten letztendlich ganz nah am Menschen. Deshalb finde ich Eigenschaften, die von jeder Person mit Führungsverantwortung erwartet werden, ganz essenziell. Also Führungsstärke, Verständnis und Einfühlungsvermögen sowie natürlich emotionale Intelligenz.

Autoren:

Daniel Zinner – Internationaler HR-Experte, Global Mobility Leader und Kommunikationsberater. Seine Expertise liegt in den Bereichen HR, Strategie, Digitalisierung und Transformationsstrategie.

Fabian Bernhard – Professor für Management und Psychologie und Mitglied des Family Business Center an der EDHEC Business School in Paris, Lille, Nizza und London. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter für Familienunternehmen an der Universität Mannheim und für Psychologie an der Universität Frankfurt in Deutschland.

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