Professor für Strategisches Management (Hochschule für Technik und Wirtschaft, HTW Berlin), Autor und Gründer von Ecosystemizer.
In einem kürzlich geführtem Gespräch mit Julian Kawohl, einem Strategen und Professor mit einem reichen Hintergrund in strategischem Management, diskutierten wir die faszinierende Mischung aus Ökosystemen, Internationalität und Mindset. Dieses Interview bietet wertvolle Einblicke, wie diese Komponenten ineinandergreifen, und die Zukunft von Wirtschaft und Gesellschaft formen.
F: Kannst Du mehr über dich selbst und Deine Mission erzählen?
Ich bin Julian Kawohl, Professor für Strategisches Management in Berlin mit umfangreicher Erfahrung in der Unternehmenswelt, insbesondere als ehemaliger Leiter der Strategie bei AXA Deutschland. Mein beruflicher Weg hat mich von Unternehmensrollen in die Akademie geführt, wo mein Schwerpunkt auf der Forschung und Lehre im strategischen Management mit einem Schwerpunkt auf Geschäftsökosystemen liegt. Meine Mission ist es, das Ökosystemdenken in der Geschäftswelt zu fördern und für dessen Notwendigkeit nicht nur für Erfolg, sondern auch für das Überleben in einer Welt, in der Verbindungen immer komplexer werden, zu plädieren.
F: Was ist ein Ökosystem im Geschäftskontext?
Ein Geschäftsökosystem ist meiner Ansicht nach ein dynamisches Netzwerk von miteinander verbundenen Entitäten, die zusammenarbeiten, um einen erhöhten Wert oder Erlebnisse zu schaffen. Dieses Konzept, inspiriert von natürlichen Ökosystemen, dreht sich um das Schaffen integrierter Erlebnisse, die die Fähigkeiten einzelner Teilnehmer übertreffen. Ein illustratives Beispiel dafür in Aktion ist der E-Mobilitätssektor, wo Erfolg von der Zusammenarbeit von Herstellern, Infrastrukturanbietern, Zahlungsdiensten und Regierungsbehörden abhängt.
F: Wie bist Du an Ökosystemen interessiert geworden?
Meine Faszination für Ökosysteme entstand während meiner Zeit bei AXA, wo wir die Integration von Versicherungsprodukten mit Smart-Home-Technologien erkundeten. Diese Initiative hob das Potenzial von kollaborativen Lösungen zur Bewältigung komplexer Herausforderungen hervor und weckte mein Interesse an der Ökosystemforschung, was mich dazu brachte, mich auf die Akademie zu konzentrieren. Mein Ziel war es, die Lücke in den Ökosystemmanagementkonzepten zu überbrücken, akademische Einblicke in praktische Werkzeuge für die geschäftliche Anwendung zu übersetzen.
F: Kannst Du ein Beispiel für die Anwendung des Ökosystemdenkens geben?
Eine praktische Anwendung des Ökosystemdenkens zeigt sich in deiner Beteiligung an der People Mobility Alliance. Diese Initiative veranschaulicht, wie verschiedene Stakeholder, einschließlich Technologieanbieter, HR-Funktionen und auch Privatpersonen, die Mobilität suchen, zusammenkommen können, um umfassendere und nützlichere Lösungen zu schaffen. Meine Erfahrung unterstreicht die Bedeutung von kollaborativen Bemühungen bei der Bewältigung komplexer Herausforderungen und der Verbesserung der Erlebnisse für alle Beteiligten.
F: Wie wichtig sind Zusammenarbeit und Denkweise bei der Entwicklung von Ökosystemen
Zusammenarbeit und die richtige Denkweise sind entscheidend für die Pflege erfolgreicher Ökosysteme. Ich befürworte ein globales Mindset, das durch Offenheit, Vertrauen und einen Fokus auf Kundenorientierung gekennzeichnet ist. Unternehmen müssen über ihre unmittelbaren Interessen hinausblicken, um den breiteren Einfluss ihrer Handlungen innerhalb des Ökosystems zu berücksichtigen, und eine Kultur der Zusammenarbeit fördern, die traditionelle Grenzen überwindet.
F: Betrachtest Du die Europäische Union als ein Ökosystem?
Während ich die Europäische Union selbst nicht als ein Ökosystem kategorisiere, erkenne ich, dass bestimmte EU-Projekte die Prinzipien der Ökosystemzusammenarbeit verkörpern. Diese Initiativen erleichtern die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten, um gemeinsame Ziele zu erreichen, und zeigen, wie das Ökosystemdenken über das Geschäft hinaus auf politische und Governance-Strukturen ausgedehnt werden kann.
F: Welche Rolle siehst Du für Ökosysteme in der Zukunft der Wirtschaft?
Ich sehe eine Zukunft, in der geschäftsgetriebene Ökosystemmodelle dominieren, wobei der Wettbewerb zwischen Ökosystemen statt einzelnen Unternehmen stattfindet. Diese Verschiebung erfordert eine tiefere Integration von Ökosystemprinzipien in allen Sektoren und betont die entscheidende Rolle von kollaborativen Netzwerken bei der Definition der zukünftigen Geschäftslandschaft.
F: Wie wird KI Ökosysteme beeinflussen?
Ich glaube, dass KI die Integration von Ökosystemen erheblich verbessern wird, indem sie die Entwicklung umfassenderer und benutzerzentrierter Lösungen erleichtert. Diese Synergie zwischen KI und Ökosystemen hat das Potenzial, Geschäftsabläufe neu zu definieren und zu effizienteren und effektiveren kollaborativen Bemühungen in verschiedenen Sektoren zu führen.
Schlussfolgerung: Ökosystemdenken annehmen
Julian Kawohls Einblicke unterstreichen die Bedeutung des Ökosystems und sein kollektives Potenzial, das Gewebe von Wirtschaft und Gesellschaft neu zu definieren. Seine Perspektive dient als klares Signal für die Annahme des Ökosystemdenkens. In einer Welt, in der Verbindungen und Netzwerke immer komplexer werden, ist das Verständnis und die Nutzung dieser Wechselbeziehungen nicht nur eine Option, sondern eine Notwendigkeit für nachhaltigen Erfolg und Innovation.
Die Reise durch die Ökosystemdynamik übersteigt traditionelle Geschäftsmodelle und befürwortet einen kollaborativen, offenen und kundenorientierten Ansatz. Dieses neue Paradigma vertritt die Idee, dass die Zukunft der Wirtschaft nicht durch die isolierten Bemühungen einzelner Unternehmen bestimmt wird, sondern durch die kollektive Beweglichkeit und Innovation robuster Ökosysteme. Da diese Netzwerke weiterhin evolvieren, wird ihr Einfluss auf den globalen Handel, gesellschaftliche Herausforderungen und die Umweltnachhaltigkeit nur zunehmen.
Das Ökosystemdenken anzunehmen ist essenziell, um die Komplexitäten dieser vernetzten Welt zu navigieren, wo die Macht des kollektiven Handelns das Potenzial hat, einige der drängendsten Herausforderungen unserer Zeit anzugehen. Die Zukunft gehört denen, die den Wert von Verbindungen, die Bedeutung von Vielfalt in der Zusammenarbeit und das grenzenlose Potenzial von Ökosystemen verstehen, um eine integriertere, nachhaltigere und gerechtere globale Gemeinschaft voranzutreiben.
Darüber hinaus ist die Integration einer globalen Denkweise in diesem Kontext entscheidend. Sie verbessert unsere Fähigkeit, über unsere unmittelbare Umgebung hinauszusehen und globale Auswirkungen zu berücksichtigen, und fördert ein ganzheitlicheres Verständnis der Ökosystemdynamik. Für tiefere Einblicke in die Entwicklung eines globalen Mindset, hör dir den Global Mindset Podcast an.
Authors:
Daniel Zinner
Internationaler HR-Experte, Unternehmer und Kommunikationsberater. Seine Expertise liegt in den Bereichen HR, Strategie, Digitalisierung und Transformationsstrategie. Daniel ist Mitbegründer der People Mobility Alliance, einer Initiative, die verschiedene globale Mobilitätsakteure vereint, um eine nahtlose globale Zusammenarbeit zu fördern. Er ist auch Sprecher und Moderator einer der größten Global Mobility Konferenzen in Deutschland.
Julian Kawohl
Professor für Strategisches Management an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW Berlin) und Mitbegründer von Ecosystemizer, einer Wissens- und Beratungsplattform für Geschäftsökosysteme.
Autor des Managementbuches ‚Ecosystems Your Business‘, das Rahmenwerke, Konzepte und Handlungsanleitungen umfasst, um das Thema Geschäftsökosysteme auf intuitive Weise anzugehen.